Wo sind bei Post-COVID und ME/CFS Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das Post-Covid-Syndrom (PCS) und ME/CFS überlappende Symptome aufweisen, insbesondere Fatigue und PEM/PENE. Dennoch lassen sie sich voneinander abgrenzen.
Gemeinsamkeiten:
- Fatigue: Anhaltende, oft schwere Erschöpfung ist ein Kardinalsymptom beider Erkrankungen.
- Post-Exertionelle Malaise (PEM): Ein charakteristisches Symptom beider Zustände, bei dem Anstrengung zu einer deutlichen Symptomverschlechterung führt.
- Kognitive Dysfunktion: „Brain Fog“ ist in beiden Erkrankungen häufig.
- Autonome Dysfunktion: Symptome wie orthostatische Intoleranz und Herzrasen können in beiden Zuständen auftreten.
- Beginn nach einer Infektion: Beide Erkrankungen können in einigen Fällen nach einer Infektion auftreten, wobei ME/CFS häufig nach viralen Infekten und PCS definitionsgemäß nach einer SARS-CoV-2-Infektion auftritt.
Post-COVID und ME/CFS Abgrenzung:
- Auslösender Faktor: PCS ist definitionsgemäß die Folge einer SARS-CoV-2-Infektion. ME/CFS kann durch verschiedene Auslöser, einschließlich anderer viraler oder bakterieller Infektionen, ausgelöst werden.
- Zeitlicher Rahmen: PCS wird definiert durch Symptome, die länger als 12 Wochen nach der akuten COVID-19-Infektion bestehen. ME/CFS ist eine chronische Erkrankung, bei der die Symptome in der Regel über mindestens 6 Monate bestehen müssen, bevor die Diagnose gestellt wird (nach einigen Kriterien auch kürzer).
- Diagnostische Kriterien: Für ME/CFS existieren etablierte diagnostische Kriterien (z.B. Kanadische Konsensus-Kriterien, Internationale Konsensus-Kriterien). Für PCS gibt es derzeit noch keine einheitlichen, international anerkannten diagnostischen Kriterien, obwohl verschiedene Definitionen und Kriterienvorschläge existieren. In Deutschland die S1-Leitlinie Long/Post-Covid (vgl. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/020-027
- Ursache: Die genauen Mechanismen beider Erkrankungen sind noch nicht vollständig verstanden. Es gibt jedoch Hinweise auf ähnliche pathophysiologische Prozesse wie Immunaktivierung, autonome Dysfunktion und Störungen des Energiestoffwechsels. Die spezifischen Trigger und die genauen Abläufe können sich jedoch unterscheiden.
- Forschung: Während die Forschung zu ME/CFS bereits länger existiert, ist die Forschung zu PCS noch relativ jung und entwickelt sich schnell. Es gibt jedoch zunehmend Überschneidungen in den Forschungsansätzen.
Zum aktuellen Stand der Forschung siehe auch: